Schwalbenzählung im Landgestüt Moritzburg
Nachdem im letzten Jahr dem Landgestüt Moritzburg für das anhaltende Engagement für den Schutz der Rauchschwalbe die Schwalbenplakette des NABU verliehen wurde, wollten wir wissen, wie es dem Bestand in diesem Jahr geht. Die Gestütsleitung gewährte uns dafür dankenswerter Weise den Zutritt zu den „heiligen Hallen“. Nach dem Zusammenzählen der Striche auf unserer Liste machte sich jedoch Verwunderung breit. Insgesamt hatten wir „nur“ 47 besetzte Rauchschwalbennester feststellen können. Im Vergleich zu anderen Standorten ist das freilich eine beeindruckende Zahl, dennoch hatten wir im letzten Jahr noch knapp 80 Nester gezählt!
Wie kann das sein? Alle Randbedingungen sind gleichgeblieben: die Teichnähe mit ausreichend Material für den Nestbau, die Nistmöglichkeiten in den Gebäuden mit Ein- und Ausflugmöglichkeit…auch das Insektenangebot in der Umgebung der Pferdeställe ist reichlich.
Sollten sich die schlechten Wetterbedingungen zur Zugzeit derart negativ auf den Bestand ausgewirkt haben? Anfang April gab es schlechte Nachrichten aus Griechenland. Nach der Überquerung des Mittelmeeres trafen am 5./6. April 2020 große Zugschwärme von Schwalben auf eine äußerst ungünstige Wetterlage über dem griechischen Festland. Durch einen Kälteeinbruch verbunden mit starken Winden und Niederschlag wurde der Weiterzug behindert und gleichzeitig fehlte es an ausreichend Nahrung. So meldete die griechische Ornithologen-Vereinigung den Tod von tausenden Schwalben, die entkräftet auf Balkone und Straßen fielen.
Ein Zusammenhang mit den niedrigen Bestandszahlen im Landgestüt ist denkbar. Allerdings sind aktuell die Schwalben noch bei ihrer ersten Brut. Oftmals treten bei Rauchschwalben zeitversetzter Brutbeginn sowie Ersatz- und Zweitbruten auf. Dadurch kann zu einem späteren Zeitpunkt durchaus noch eine höhere Anzahl an besetzten Nestern möglich sein. Die Zweitzählung im Hochsommer wird dazu mehr Klarheit bringen und wir werden hier natürlich darüber berichten.
Umso mehr machen aber Ereignisse wie jenes im April 2020 in Griechenland deutlich, wie wichtig es ist, die Brutstätten unserer Schwalben zu schützen, damit die Bestände nicht durch Brutplatzmangel zusätzlich bedroht werden. Bitte respektieren Sie deshalb Schwalben als Ihre Nachbarn, auch wenn sie ein Häufchen Dreck am Boden zurücklassen. Insbesondere die Entfernung von Nestern sollte man gar nicht erst in Betracht ziehen. Abgesehen davon, dass dies den Schwalben ihre Lebensgrundlage nimmt, ist es nach Bundesnaturschutzgesetz verboten und stellt eine Ordnungswidrigkeit dar.
Freuen Sie sich stattdessen über diese Frühlingsboten, die auch dazu beitragen, z. B. lästige Mücken in Schach zu halten. Schreiben Sie uns gerne, wenn Sie selbst Schwalben als „Untermieter“ haben und bewerben sich für eine Schwalbenplakette. Somit kann jeder sehen: „Hier sind Schwalben willkommen!“